von Webmaster
Eisvogeltour oder: 5 graue Köppe auf der Lahn
Autorin: Gaby Reger
Anfang September starteten wir (leider nur zu fünft) mit zwei Booten in Wetzlar an der allseits bekannten Bachweide. Mit dem Gepäck im Boot, Auto und Anhänger ordnungsgemäß geparkt und los! Absolutes Sommerwetter! Ruderherz, was willst du mehr?
An der ersten Schleuse noch alleine, hatten wir bald mit Wera als Birgits
Verstärkung ein eingespieltes Schleusen-Meisterinnen-Team.
Auf dem ersten
Stück begleitete uns nur wilde Vegetation, Springkraut in voller Blüte,
vollhängende Schlehenbüsche und ein japanischer Knöterich (dem klugen Internetz
sei Dank :-))
Und dann auch endlich ein bisschen Strömung und - nicht zu
verachten bei dem niedrigen Wasserstand - ein paar ordentliche Einengungen und
"Stromschnellen". UND: Die ersten Eisvögel wurden gesichtet. Auch die
"Ungläubigen" unter uns konnten ihren eigenen Augen trauen.
Davon abgesehen war es eine entspannte Etappe und nach der Durchfahrt des Weilburger Tunnels (ja, mit Rettungsweste!) erreichten wir Odersbach und durften uns in Fass und Lodge im "Glamping" üben. Dazu gehörte ein oppulentes Pizza-Happening und nach einer kurzen Runde "Tippi-Toppi" fielen auch schon die Augen zu.
Der nächste Tag startete wieder mit Sonnenschein, noch leicht mystisch angehaucht in den schattigen Kurven. Eisvogelwetter!
Daneben immer wieder einige Passagen, wo man schon ein bisschen aufpassen musste. Anscheinend haben hier Kanu-Verleiher versucht, durch diverse Steinaufhäufungen Ein- und Ausstiege für ihre Kundschaft zu optimieren. Blöd aber, wenn die neuen Buhnen bis zur Fluss-Mitte reichen. Für Ruderer suboptimal!
In Runkel durften unsere zwei Spezialistinnen ein letztes Mal die Schleusentore bedienen, in Dehrn gab es ein zentral gelegenes Eisgeschäft und dann grüßte uns auch schon Limburg. Hier erwartete uns eine Ferienwohnung in den alten Mauern der Gaststätte "Burgkeller" mitten in der Altstadt. Dort hielt uns dann auch das leckere Weißbier fest .... wir haben uns nicht mehr weg bewegt....
Dafür haben wir uns am nächsten Morgen ein kleines bisschen Kultur gegönnt und uns Dom und Schloss von außen angesehen. Geschleust wird nämlich erst ab 10 Uhr. Aber da waren wir dann pünktlich und ab ging's Richtung Laurenburg.
Jetzt
war auch ein bisschen mehr Verkehr, ab und zu mal ein Motor-Boot, mal Elektro
und mal mit Krach. Auch laut: Ein Kanu-Doppel mit choralen Gesängen. Na, ja.
In Balduinstein fanden wir die Anlagen ordentlich aufgepeppt vor, diverse
Imbiss-Köstlichkeiten erwarteten uns und auch die Toilette war geöffnet. Also
Pause unterm Sonnenschirm!
Trotz abermaligen entspannten Kilometern waren wir aber dann doch froh, unser Domizil im altbekannten Gasthof "Zum Lahntal" zu erreichen und erst mal ein Getränk auf der Terrasse zu nehmen. Auch sonst ist dort glücklicherwiese alles so, wie man es seit Jahren kennt. Okay ... der Mobilempfang ist etwas besser geworden und es gibt sogar ein kleines WLAN.
Der Morgen startetet neben Sonnenschein (na, klar!) mit einer Vermisstenmeldung. Leider blieb unser noch gut gefülltes Weinkanisterlein unauffindbar. Aber natürlich konnten wir auch ohne Doping! Vielleicht genau deswegen waren die Kräfte groß und am Zweier verabschiedete sich eine Dolle und wackelte bedenklich. Und obwohl wir in Nassau ein wenig Unterstützung durch bekannte Gesichter vom KRV 1877 erhielten, blieb sie ein wenig unser Sorgenkind bis zum Schluss. Auch wenn man's meistens ungebraucht mitschleppen muss, sollte man doch nie am Werkzeug sparen. OK, beim nächsten Mal....
Auch auf dem letzten Stück der Lahn, obwohl bebauter und auch nicht mehr so "wildromantisch", gelang uns noch zweimal ein Blick auf das flinke leuchtend blaue Vögelchen. Ansonsten mussten wir geschätzt mehr rudern als auf den vorherigen Etappen zusammen, da keinerlei nennenswerte Strömung existierte und acht Schleusen auf 35 Kilometern zu bewältigen waren. Zwischendurch entwickelte sich auch ein ordentlicher Gegenwind, wahrscheinlich der Nebeneffekt von einigen Unwettern, die wohl weiter entfernt tobten. Im Biergarten in Lahnstein war aber später davon nichts zu merken. Diesen Besuch hatten wir uns auf jeden Fall nach einem längeren Fußmarsch verdient.
Unsere letzte Etappe nach Bad Honnef (dann natürlich auf dem Rhein) startete wettertechnisch ungewoht grau und mit mittlerweile auch ungewohntem Schiffverkehr.
Durch erfolgreiches Taktieren, Ausnutzen von Schiebewind und Pausen an den richtigen Stellen haben wir die 57 Kilometer recht locker und auch trocken hinter uns gebracht. Perfektes Timing: Im Ziel waren die Stühle im Eis-Café grade wieder getrocknet und so gab es zum Abschluss noch eine "kleine Belohnung" für erfolgreiche 182 Kilometer.
Und das letzte Stück bis nach Porz dürfen andere Auserwählte die Rollsitze genießen und die Boote nach Hause holen. Diese (Ruder-)Pause haben wir uns verdient!