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Einmal Adria an der Havel bitte!

Autorin: Gaby Reger

Wilde Havelromantik statt kroatischen Küstenerlebnissen ...

... aber HALT: Zurück an den Anfang! 15 sollten es mindestens sein, die das Kirchboot über die kroatische Aria schippern lassen können. Daraus wurden dann 10 und schließlich ein himmlischer Rest von 7, die genügend Urlaub, Freizeit und was man sonst noch so braucht, zusammenkratzen konnten. Das funktioniert so nicht: Lange Gesichter. Flexibel wie die Rudersleut' (meistens) so sind, wurde kurzerhand der Vorschlag von Klaudia aus Königs Wusterhausen angenommen, stattdessen die Havel und ihre Quellen zu erkunden. Flugs hatte sie uns eine schöne Tour ausgearbeitet und an Himmelfahrt konnte die Reise beginnen.

Erst mal nur zu viert und bis Lehnin. Hier wurden wir von unseren Leihbooten und Klaudia und Pierre begrüßt. Und auch von diversen einheimischen Getränken und alten und neuen Gesichtern und einem oppulenten Spargelessen. Gibt's in Kroatien eigentlich Spargel?

Spargelessen Kloster Lehnin

Am nächsten Morgen auf nach Kratzeburg - noch eine gefühlte Ewigkeit entfernt. Der Ort ist wirklich nicht groß, aber wir haben dort eine gute halbe Stunde damit zugebracht, unsere Einsatzstelle zu finden. Vorher hatte sie schon Felix entdeckt, der uns die kommenden 3 Tage verstärkte und uns mit seinem Erinnerungsvermögen an diverse spezielle Stellen, Umtragen und Badebuchten sehr weiter geholfen hat.

In Kratzeburg

Quer durch den Käbelicksee ging es teilweise per Paddel über Granziner See zum Schulzensee. Kurz danach war dann Schluss mit lustig. An der Granzower Mühle gibt es eine schöne Umtrage von ca. 750 Metern. Hier konnten wir nach einer kleinen Wartezeit unsere zwei Boote auf eine Lore verladen - normalerweise passen hier vier Paddelboote drauf - und auf ging's Richtung Pagelsee.

Umtragen ...

An einer Badebucht fand uns auch unser Landdienst wieder, der derweil schon den Anhänger weggebracht hatte und als Belohnung an Picknick (und Bootsplatz) teilnehmen durfte. Durch die Naturschutzgebiete Zotzen- und Jäthensee ging es wieder durch die Wildnis mit einer kleineren Umtrage in Babke nach Blankenförde. Hier waren wir für die nächsten zwei Tage bei Dürkops zu Gast. Obwohl nur 14 Kilometer gerudert, hatten wir uns Klaudias ordentlich scharfes Chilli redlich verdient!

Der Samstag begann mit bestem Wetter und immer noch ohne störende Motorboote. Damit war dann nach unserere ersten Schleuse hinter dem Useriner See Schluss. Die Zenzower Schleuse entließ uns in den Großen Labussee und duch die kanalisierte Havel in die berüchtigte Woblitz. Die lag aber in Anbetracht des Wetters nur so träge herum, auch das gewonnene Quasi-Rennen unseres 2ers gegen eine Drachenbootarmada konnte ihr glücklicherweise keinen Wellengang entlocken. Apropos locken: Unser anderes Boot hat sich solche Spielchen gespart und versuchte mit aufgebautem Picknick und Glas-Bier-Geschäft beim Fischer in Wesenberg auf sich aufmerksam zu machen. Was dann  Dank großem Körpereinsatz auch erfolgreich war.

Anlocken in Wesenberg

Glas-Bier-Geschäft in Wesenberg - gibt auch Fisch!

Danach begann das Abenteuer Schwanhavel. Gut drei Kilometer durch die wilde, aber nicht so breite und auch nicht so hoch aufgehängte Natur. Kommentar eines entgegenkommenden Paddlers: Was wollt IHR denn hier??? Das schafft ihr nie! Wo ein Wille, da ein Weg und auch genügend Wasser.

Schwanhavel

Unter zeitweiligem Verlust unseres Steuermanns, Treidelkünsten unseres Bugmanns wurde auch diese Hürde locker genommen.und wir durften nach einem kurzen Augenblick der wieder gewonnenen Weite unsere Boote am Ende des Plätlinsees den Abhang hoch, quer über die Straße, den Abhang wieder runter, in Wustrow an der Kanu-Station parken. Puh!

1Angekommen in Wustrow

Und weil wir es uns verdient hatten, gab es abends als Bonbon einen Kurs von Klaudias Familie in der Crêpe-Zubereitung. Spannend! Und natürlich lecker;-)

Ablegen in Wustrow

Weiter ging es noch einmal mit ein bisschen Romantik. Quer durch Klenz- und Gobenowsee erreichten wir über den (die oder das?) Drosedower Bek den Rätzsee. Hier setzte dann leider ein ganz schöner Wind ein, der sich auch die nächsten Tage nur selten zu unseren Gunsten - also Schiebewind - entwickelten sollte. Als Trost erwartete uns an der Fleeter Mühle eine Umtrage und ein gepflegtes Tisch-Ensemble mit allem, was das Rudererherz so begehrt (Getränke, Eis, ...).
So gestärkt empfing uns der Vilzsee, an dessem östlichen Ende wir Abschied von einer von Bernds diversen Putzer-Hüten nehmen mussten. Wahrscheinlich hat ihn jetzt ein glücklicher Aal bezogen. An der Schleuse Diemitz war Schluss mit lustig und die Realität in Form von Schlange stehen, umzingelt von diversen Motorbooten, holte uns ein. Die dritte Schleusung war die unsere und später in Canow hatte der Schleusenmeister ein Herz für Ruderer und schob uns flugs noch mit durch. Zeit genug für noch eine kleine Kaffeepause in Kleinzerlang.

Wie für uns gemacht!

Das Glück war uns auch an der Automatikschleuse in Wolfsbruch hold, so dass wir doch sehr entspannt am Tietzowsee an der Ferieninsel anlanden konnte. In Anbetracht der Vorsaison tickten hier die Uhren noch ein wenig langsamer und wir wurden erst nach einer kleinen Warterei mit unseren hübschen Bungalows belohnt. Hier verließen uns Pierre und Felix (und das zweite Auto). Nach einer eilig herbeitelefonierten Pizza wurden wir von Norbert und Nicole wieder vervollständigt, die nach dringenden Familiengeschäften in München zu uns stießen.

Strandsäuberung

Wieder vollzählig stachen wir in den Zootzensee (mit zwei "o"!), über den Großen Zechliner See zum Fischer in Flecken Zechlin. Auf dem Rückweg gab's dann wieder ein wenig viel Wind, sodass einigen die Puste ausging und die anschließende Nachmittagsrunde von einer Besatzung bestreikt wurde. Die "Streber" kamen aber auch nicht weit, da der Weg irgendwann von einem umgestürzten Baum versperrt wurde.

Noch lachen sie

Abends gab's dann einen Vorgeschmack zum nächsten Tag mit dem Ausklang im Brauhaus von Rheinsberg.

So vorbereitet näherten wir uns anderntags dann Rheinsberg, wo das Schloss auf uns wartete.

Rheinsberg - Schloss

Kulturbeflissen haben wir uns diverse Heinrichs, Friedrichs und Amalias angesehen und versucht uns in die Hoch-Zeiten der Stadt zu versetzen. Irgendwann reicht's aber auch und mit Umweg über Kuchen, Wurst und den Bikowsee waren wir wieder zurück am Quartier und der Abend endete mit einem Besuch der örtlichene Ferieninsel-Gastronomie.

Mittwochs mussten wir dann leider unsere schönen Hütten verlassen und ruderten erstmal ein Stückchen zurück bis auf die Höhe von Canow, wo uns der kleine Pälitzsee und am Ende des großen Bruders die Schleuse Strasen erwartete. Auch hier war der Schleusenwärter unser Freund und nahezu gleichzeitig mit unserem Landdienst erreichten wir an der Beuge des Ellbogensees den Yachthafen Priepert.  Dieser empfing uns nicht nur mit kühlen Getränken, sondern auch mit der einzigen Regenschauer der Tour. Aber diese Stunde des Ausharrens konnten wir locker überstehen und trocken unser Tagesziel, den Wangnitzsee erreichen. An dessen Ende liegt der Ferienpark und hier wurden wir von Wirtin Karin und unserem vorbestellten 10-Bett-Zimmer in Empfang genommen.

Ahrensberg

Und ein Tag ohne Fischer-Besuch ist nun auch nichts, also schnell noch eine kurze Runde nach Ahrensberg.

Am Wangnitzsee

Und auch für die Fisch-Abstinenzler wurde gesorgt, gab es doch in unserer Unterkunft eine bescheidene Kochplatte und damit waren wir mit Pellkartoffeln und Quark auch gut dabei.

Am nächsten Tag dann per Boot ein Stückchen zurück, den Ellbogensee weiter durch, perfektes Timing an der Schleuse Steinhavelmühle und ab zum täglichen Picknick am Kanu-Camp am Röblinsee.

AM Röblinsee

Solcherart fantastische Verkostung gab es übrigens jeden Tag! So gestärkt waren es auch nur noch knapp zwei Kilometer zu einem ruderboottauglichen Anlegeplatz in Fürstenberg.

Fürstenberg

Darauf auch noch einen Erdbeerkuchen! Dann durch die Schleuse mit Selbstbedienung im Zickzack-Kurs raus und wieder auf die Havel und zum Stolpsee. Dort - das Ziel bei bestem Schiebewind gradeaus in Sicht - eine Absage des Camingplatzchefs: "Kein Platz für zwei Ruderboote!" AHA! Da freut man sich aber! Durften wir also nochmal durchs Wellenmeer kreuzen und am Yachthafen in Himmelpfort hatte man Erbarmen und ließ uns aussteigen. Der organisierte Taxiservice war auch flexibel bezüglich der Abholstelle und chauffierte uns quer durch den Wald wieder zurück in unser Quartier, wo uns der versprochene Spargel schon erwartete.

Am Freitag war dann wieder "Freitag-Wetter", also ein bisschen trüb und usselig. Unsere Strecke war auch nicht so ganz klar. Aber erstmal bei Himmelpfort durch die Schleuse, dann Woblitz (diesmal nicht der See), quer über den Großen Lychener See in ebendiese Stadt. Dort sollte es eine Umtrage geben die aber noch nicht ganz genau erforscht war. Am Ende des Stadtssees haben wir auch so etwas Ähnliches gefunden, aber für Ruderer nur in der allergrößten Not nutzbar. Eine nette Freiluft-Saunameisterin wies uns dann den Weg durch eine schmalen Kanal, unter einer Brücke durchhangelnd in den Nesselpfuhl, an dessen rechter Seite doch tatsächlich ein kleines, aber langes Kanälchen in einer Komfort-Umtrage mit Rollen und allem Schnick-Schnack unter einer alten Mühle endete ... für Paddler!

Umtrage Lychen

Mit unseren Booten wollten wir das lieber nicht probieren, staunten noch eine wenig und nutzen erst mal die gute Gelegenheit für eine schöne Mittagspause. Ein bisschen Neuwasser gab es noch mit einem kurzen Abstecher in den Wurlsee, bevor wir wieder auf dem bekannten Weg in Himmelpfort anlandeten. Da die Gelegenheit anlegetechnisch grade günstig war, wurde dem Weihnachtsmann (und einem Stück Kuchen) ein Besuch abgestattet.

Gleich zwei Weihnachtsmänner

Diesmal ließen wir auch den unfreundlichen Campingplatz schnöde links liegen, fanden den Weg zur Havel und zu unserem Ziel Zootzen (hat nichts mit dem gleichnamigen See zu tun).

Am letzten langen Tag empfing uns die Havel im besten Sonnenschein und nach Bredereiche nur noch Natur und Natur.

Vor Bredereiche

Sogar soviel Natur, dass unser Landdienst den Weg ans richtige Ufer quer durch Wald und Naturschutzgebiete nicht gefunden hat, sondern samt Picknick an der Schleuse Schorfheide "aufgepickt" werden und ans genehmere Ufer gerudert werden musste. Gut, wenn man so flexibel ist!

Picknick an der Schleuse Schorfheide

Flexibilität brauchten wir auch, als sich herausstellte, dass unsere Ziel-Anlegestelle in Burgwall schon hinlänglich besetzt war. Apropos besetzt: Gerade so eben schafften wir noch die Schleuse Marienthal, deren Schleusenmeisterin auch nach 16 Uhr noch einmal eine Turboschleusung mit uns veranstaltete, so dass wir immerhin noch als Alternative am Großen Wentowsee an einem Campingplatz anlanden konnten.  Ein bisschen schicker wurde es dann beim anschließenden Essen in der Tornower Mühle. Waren wir garnicht mehr gewöhnt ;-)

Sonntag mussten wir denn Abschied nehmen, von unserem kuscheligen Mehrbettzimmer, schnell wurde alles verladen, ein letztes Mal "in See gestochen".

Großer Wentowsee

 Mit Erreichen des Kleinen Wentowsees bei Dannenewalde war das halbe Tagessoll erfüllt, umgedreht und in Marienthal wieder ausgestiegen. Freundliche Strandbewohner liehen uns ihre Eimer (Nein, wir haben den lieben Kleinen nicht ihre Eimerchen weg genommen!) und wir konnten die Boote wieder einigermaßen auf Vordermann bringen. Noch ein schnelles Picknick und ab nach Kloster Lehnin.

Fast fertig

Hier noch schnell die Boote gegen 8 Kilo Spargel getauscht, unsere Fahrtenleiterin Klaudia mit ihrem gefühlten gesamten Hausrat zurück gelassen und dann waren es ja "nur noch" 500 Kilometer bis nach Hause.

Ja, "nur noch" ist ein bisschen blöd gelaufen. Schiebetür und Fahrertür flatterten so merkwürdig vor sich hin und Zack! war links hinter der Reifen zerfetzt. Helmstedt hat aber einen guten Pannendienst und somit waren wir wieder relativ fix auf der Piste. Nach knappen 50 Kilometern ein ähnliches Spiel, also Türgewackel und jetzt hinten rechts eine heiße aufgedunsene Karkasse. Also lief erst mal nichts mehr. Zu guter Letzt konnten wir dann kurz vor Mitternacht unsere Reise mit Teilgepäck, 6 Personen und Notzsitz in einer sogenannten Großraumlimousine fortsetzen. Inklusive der 8 Kilo Spargel! War ganz schön kuschelig. Um halb vier morgens waren wir alle zu Hause. Unser Bus hatte dann noch eine Woche Urlaub in Braunschweig, bevor er grade noch rechtzeitig wieder in Köln einen neuen Satz Reifen bekam und schon wieder auf in die gleiche Richtung, nach Mirow, musste. Aber das ist eine andere Tour ...

Fazit: Auch wenn wir festgestellt habem, dass die Havel nicht in Kroatien liegt: Es hätte nicht viel schöner sein können, vielleicht ein bisschen anders, das Wasser salziger oder blauer, aber sonst?

 

Da biste platt