von Webmaster
Zur Buga an Havel und Elbe
Autorin: Anneliese Sessner (Tagebuch von Anneliese Sessner, TSV Herrsching/Ammersee Die Tour wurde organisiert von Gaby Reger für alle Freunde/innen der Havel und der Blümchen. )
Es ist Sonntag, der 20. September 2015. Das Wanderrudertreffen in Berlin ist Geschichte. Der bewölkte Himmel hat bedenklich viele dunkle Stellen. Die Segler erfreuen sich des Windes. Inzwischen ist unsere Truppe komplett. Gaby, Franz, Anke, Anneliese, Bernd, Christine, Christa, Erika, Gerhard, Kristina, Silvia und Wera werden die kommenden sechs Tage zusammen auf Wanderruderschaft auf Havel und ein wenig Elbe gehen. Aufriggern, letzte Vorbereitungen treffen und schon bald stoßen wir uns am Steg des Jugendherberggeländes Berlin ab. Franz und Bernd übernehmen den ersten Landdienst.
Tagesziel: Wannsee - Ketzin - Übernachtung im KIEZ, Kinder- und Erholungszentrum Bollmannsruh am Beetzsee.
Mit Kristina als Steuerfrau bist du auf der sicheren Seite! Sie meistert die Wellen im Schlaf. Wellen hat es heute genügend. Der Wind frischt auf und erste Regenschauer verweisen uns in die persönliche "Trockenzelle". Regenjacken und Hosen, Südwester und Kapuzen werden schnellst möglichst angelegt. Frierend sitzt Kristina am Steuer, beäugt die Seekarte und hofft, die gleiche Position auf ihrem Navi zu finden.
Die Pfaueninsel liegt hinter uns. Wir gelangen in den Jungfernsee. Die
Uferlandschaft - Weiden und Schilf, mit knorrigen uralten Bäumen. Der
Sacrow-Paretzer Kanal zieht sich. Vor uns ein Schlepper. Da er einer
Geschwindigkeitsbegrenzung unterliegt, kommt er nicht weg von uns. Lästig.
Geruch und Geräusch. Das zweite Kölner Boot ist außer Sichtweite. Wir rudern
tapfer weiter - queren den Schlänitzsee. Das Geräusch der Berliner Ring Brücke A
10 kommt nahe, da erreicht uns ein Anruf von Gaby. Wende - und zurück in den
Schlänitzsee.
Dort, am Ende des Sees vermuten wir bunte Punkte - es könnten
Menschen sein - es sind Menschen! Gaby hat beschlossen die Tour für heute aus
Wettergründen zu beenden. Wir landen im Schlosspark Marquardt, wo wir unsere
Boote über Nacht beruhigt liegen lassen können. Tja was täten wir nur ohne
Handyverbindung - wenn die Handys denn online sind.
Bernd und Franz holen uns
zuverlässig ab.
Als wir den Schlosspark durchwandern erblicken wir eine recht traurige Schlossgestalt. Hat auch schon bessere Tage gesehen!
Das Bild wurde von Doris Antony 2006 "geschossen". https://commons, wikimedia.org/wiki/File:Marquardt_Schloss.jpg#/media/File:Marquardt_Schloss.jpg
Nach etwa 10 Minuten haben wir den Park durchschlendert. Am Ausgang der Anlage stehen unsere Gefährte und wir düsen ca. 45 Km über Land zu unserem heutigen Quartier in Päwesin-Bollmannsruh. Kiez, ein Kinder- und Erholungszentrum. Aus der Küche kommen warme Würstl mit Brot. Der heiße Tee wärmt den Magen und alles drum herum. Nachdem wir fein säuberlich aufgeräumt, das Geschirr vorschriftsmäßig abgestellt und Stühle ordentlich zurecht gerückt haben, treffen wir auf unser Gepäck, das wir auf drei Zimmer aufteilen. Drei Zimmer à vier Personen - passt. Eine saubere Dusche befindet sich gleich gegenüber der Zimmer. Nur der Aufenthaltsraum ist sehr spartanisch. Wenn du Glück hast, greifst du dir einen intakten Stuhl. Ein wenig wird noch geplaudert - aber dann geht es ab in die Betten.
Gute Nacht Freunde!
Montag, 21.September 2015. Das Wetter zeigt sich heiter bis wolkig. Tagesziel: Brandenburg, die erste Blümchenstation der Buga (Bundesgartenschau)
Gleich morgens, noch vor dem Aufstehen, werden wir wegen Schnarchens von Christine zurechtgewiesen. Hm, wie kann man das nur ändern??? - das Schnarchen! Frühstück gibt es wieder im "Restaurant", wobei sich die Küche richtig ins Zeug gelegt hat. Da kann man nicht meckern. Nun geht die ganze Tour von gestern Abend wieder zurück zum Schloss Marquardt. Wir durchkreuzen den Schlosspark und bringen die Boote ins Wasser.
Häuschen des Schlossverwalters
Schlosspark Eingang
Um 10:15 Uhr sind wir auf dem Wasser. Den Schlänitzsee überqueren und rechts
in den Sacrow-Paretzer-Kanal einbiegen. Dort ein Buddelschiff steuerbords liegen
lassen, unter der A 10 hindurch - soweit waren wir mit einem Boot gestern schon.
Weiter geht es auf dem Kanal. Die Ufervegetation ohne Besonderheiten. Nur ab und
zu gibt es im Hinterland kleine Erhebungen, für manche schon Berge, die das
Gletschereis vor 20.000 Jahren geformt hat.
Die Ortschaft Ketzin, unser
gestriges Tagesziel, das wegen Schlechtwetter nicht erreicht wurde, lassen wir
auf unserer rechten Seite liegen. Nach dem Trebelsee wieder die Havel, die hier
mit einigen Mäandern für Auflockerung sorgt. Die liebevoll gepflegten
Kleingartenanlagen lassen den Herbst erahnen. Die Hobbygärtner haben den Rückzug
angetreten. Nach ca. 30 Kilometern nimmt uns der Brandenburger Stadtkanal auf.
Bei Kilometer 57,9 erreichen wir die Sportbootschleuse.
Das Schafott wird abgesenkt und der Schleusengang kann beginnen. Wir umrunden die Stadtinsel und landen bequem in der Nähe des Ruderclubs Havel Brandenburg. Brandenburg, die erste Blümchenstation auf unserem Weg. Die drei Buga-Fähren, "Fleißiges Lieschen", "Klatschmohn" und "Pusteblume" sind eifrig dabei, die Gäste an Ort und Stelle zu bringen.
Nachdem unsere Boote auf dem Gelände des Ruderclubs versorgt sind, stürmt ein Teil unserer Gruppe zu den Blümchen, der Rest nutzt die Freundlichkeit des Restaurantbesitzers "Bootshaus", seinen Biergarten, trotz Ruhetag, für uns zu öffnen. Mit großen und kleinen Bieren, Kaffee und anderen Getränken, verhelfen wir ihm in dieser Stunde noch zu einem kleinen Umsatz.
Die Gruppe ist wieder vereint und wir lauschen den Erzählungen der "Blumenkinder". Kristina holt sich den Frust, da sie in ihrem eigenen Garten nun einige Unschönheiten entdeckt. Andere nehmen neue Anregungen auf ihrem "Merkzettel" auf.
Unsere Landdienstfahrzeuge bringen uns nach Milower Land, ca. 30 Km entfernt, zum Gasthof Milow. Ein schöner Neubau von 2010, direkt an der Havel gelegen, eingebettet in altes Gutshofambiente. Uns "verlegt" man ins Gästehaus Bading, in Bützer, ein Ortsteil von Milower Land, drei Kilometer von der "Futterstelle" entfernt.
Wie man sieht, fühlen wir uns hier wohl. Nach der Tages-Endreinigung machen sich die Meisten daran, per pedes zum Gasthof zu marschieren. Da sitzen wir nun an langer Tafel und beäugen neugierig die Köstlichkeiten auf unserem und des Nachbarn Teller. Mit großem Appetit "stürzen" wir uns auf den Magenschmaus. So mancher Magen nutzt sein letztes Eckchen, um noch eine lecker Nachspeise einzustapeln. Gesättigt gehen wir zum Plausch über. Gaby verkündet schon mal im Groben den Tagesplan von Dienstag. Gerhard erscheint die Frühstückszeit zu kurz. Darauf Sylvia: "dann stellst du eben dein Gebiss auf grob und die Zeit ist ausreichend".
Der Dienstag, 22. September 2015 beginnt mit einem leckeren Frühstücksbuffet. Es fehlt an nichts!
Tagesziel: Brandenburg/Havel, Ruderclub - Ruderclub Plaue Picknick - Milow "Hotelsteg" Der Rudertag kann beginnen!
Milower Land, Brandenburg/Havel, Ruderclub. Boote startklar machen und …alles vorwärts … los. Freundliche Gesichter grüßen uns. Seerosen verengen die "Fahrbahn". Morgenlethargie macht sich breit. über die Brandenburger Niederhavel rudern wir hinaus auf den Breitlingsee. Heiter bis wolkig kann man die heutige Wetterlage beschreiben. Wenig Wind! Franz stöhnt heute noch, wenn er daran denkt, wieviel Mühe es seinem Boot vergangenes Jahr gekostet hat, den See bei Schlechtwetter zu queren.
Bei Kilometer 68,1 liegt der Ruderclub Plaue. Gemütlich können wir unsere Boote am Steg festmachen, entsteigen denselben und - Erika und Kristina warten bereits in der "Laube" mit einem herrlichen Picknick auf uns. Super! Danke dafür! Bevor Franz seine Hände wieder mit den Skulls belegt hat, öffnet er noch ein Fläschchen Rosé, gesponsert von Erika. Jetzt ist der Wein jederzeit griffbereit! Hoffentlich verzeiht uns Rasmus, das alte Rübenschwein, dass er diesmal nichts vom Wein abbekommen hat. Bernd ist außer Sichtweite und es ist doch seine Art, den Gott des Windes zu beschwichtigen!
Auf der Weiterfahrt haben wir, wie schon einige Male zuvor auf dem Breitling- und Plauer See, eine weitläufig abgesteckte Reuse zu umgehen. Zufrieden lassen wir die hübsche Gegend an uns vorüberziehen. Vorbei am schilfgesäumten Ufer. Weiden, die sich in der leichten Brise wiegen. Keinerlei Anstrengung, es geht alles wie von selbst.
Ein hübsch hässliches Gefährt kommt uns entgegen. Das Hausfloss.de mit dem pfiffigen Namen "Michigan"! Einer sitzt auf der "Veranda" am Steuer, sein Co-Pilot hat die Bierflasche parat. Der 10 PS Mercury Außenborder bringt das Ganze in Bewegung. Wir denken: "ach wat jeht es uns jut, auf unserem Ruderboot". (Kölner Sprachanleihe)
Auf Havelkilometer 82,1 geht es wieder ein Stückchen abwärts mit uns. Das Niveau sinkt! Gott sei Dank nur das des Wasserspiegels! Schleuse Ziegenwerden.
Geruhsam rudern wir weiter, bis wir mit 36 Ruderkilometern in den Armen,
direkt hinter dem Gasthof Milow anlanden. Alles ist gut - bis - urplötzlich sich
das Blatt wendet. Christa robbt behände durchs Boot um sich noch etwas zu
catchen, bleibt hängen und fällt mit der linken Stirnseite, gleich oberhalb des
Auges, auf das Stemmbrett. Blut spritzt! Ihr Kommentar - auweia! Ihren Schock
lässt sie sich nicht anmerken. Sylvia rennt sofort zum Auto, holt den
Verbandskasten und versorgt Christa vorbildlich. Anschließend bringt sie Christa
ins Krankenhaus Rathenow zur "Reparatur". Dort wird genäht und verklebt. Um es
vorweg zu nehmen, Christa wird auch morgen wieder an Bord sein!!!!!
Nachdem sich
die erste Aufregung bei uns gelegt hat, planen wir den Abendablauf. Die
Laufgruppe bewaffnet sich wieder mit Taschenlampen - die kurze unebene Stelle
auf dem Gehsteig, durch unterirdische Baumwurzeln gewölbt, ist schnell erreicht.
Mit dem Kommando "hochscheren", werden die Nachfolgenden gewarnt, die Füße zu
heben. Viel zu früh kommen wir am Gasthof an - der Tisch ist erst ab 20 Uhr
reserviert - und wir nutzen die Zeit, um uns die Umgebung anzusehen. Die kleine
Kirche - die hübsch beleuchtete Apotheke ….
Auch dieses Mal mundet unser bestelltes Essen hervorragend und es geht wieder zurück zu unserer Herberge. Auf unserem Weg entdeckt Franz völlig entzückt von so viel Kitsch, einen Vorgarten mit Schneewittchen und den sieben Zwergen. "Das muss aber unbedingt in unseren Bericht mit aufgenommen werden!" meint er. Ok, ist hiermit erledigt!
Mittwoch, 23. September 2015, der Himmel heiter bis bewölkt. Tagesziel: Milow - Rathenow (Blümchen die zweiten) - Molkenberg
Bei Kilometer 93 der unteren Havel, geht es weiter. Bootseinteilung - und ein neuer Rudertag ist angebrochen. Die Uferböschungen gleichen den vorherigen. An unserer Backbordseite die Ortschaft Premnitz. Ansonsten weites Land mit herbstlich bestellten Feldern. In leichter Mäanderform bahnt der Fluss seinen Weg. Nächster Halt: Rathenow - Blümchenstation mit Schwerpunkt Seerosen.
Freundlich begrüßt uns ein Mitglied des Rathenower Ruderclubs, gibt uns Hinweise und Tipps. Zusammen mit Bernd übernehme ich den Nachmittagslanddienst. Die Ruderer umfahren Rathenow. Vor ihnen liegt eine durch und durch ländliche Gegend. Bernd und ich versetzen die Autos nach Molkenberg. Molkenberg, ein Gott verlassenes Dorf. Wir warten und warten. Zwischendurch berappen wir schon mal 10 Euro, Stegliegegebühr für beide Boote in der kommenden Nacht. Billiger geht es nicht, meint der Einheimische. Die Wartezeit verkürzt uns eine Ringelnatter, die neugierig unter unserem Auto hervorkommt. Nach Bernds Hochrechnung, müssten unsere Ruderkameraden gegen 15:30 Uhr in Molkenberg eintreffen - spricht es aus - und da kommen sie auch schon um die Ecke.
Boote vertäuen, und schon sind wir auf dem Weg zurück nach Rathenow. Während ein Teil der Gruppe die Blümchen genießt, erkundet ein anderes Grüppchen die kleine Stadt. Rathenow, die Stadt der Optik. Nach 1949 wurde jeder Ostdeutsche, der eine Brille benötigte, von hier aus bedient. 2002 eröffnete die Firma Fielmann in Rathenow ein Produktions- und Logistikzentrum.
Wera fällt sofort das gemauerte Dach der Andreaskapelle auf.
Die Gruppe ist wieder vereint. In dem Gasthof "Zur Alten Schmiede" stillen wir unseren Hunger. Ein uriges Lokal, das bis vor einigen Jahrzehnten tatsächlich als Schmiede genutzt wurde.
Die kommende Nacht verbringen wir nochmals im Gästehaus Bading. Morgen früh sollte unser Gepäck wieder in Taschen und Koffern verstaut sein! An diesem Abend werden aber noch die super leckeren Restbestände des "Tresterbrandes", mitgebracht und gesponsert von Bernd, reduziert. Meine Nase sagt mir, hm, ganz schön heftig! Nix für mich! Die letzten beiden Nächte werden wir im Gelände des Havelberger Wassersportvereins verbringen.
Donnerstag, 24. September 2015, sonniges Wetter bei 19 Grad Tagesziel: Molkenberg - Wasserwanderrastplatz Strodehne -- Hansestadt Havelberg
Um 10 Uhr sind wir auf dem Wasser. Beruhigende Auenlandschaft! Vereinzelt sitzen auf abgestorbenen Bäumen Kormorane, die von der Ferne an Geier erinnern, jederzeit bereit Beute zu machen. Ansonsten Natur, Natur, Natur. Kein Dorf in der Nähe, unbewohntes Land. Gegen Mittag suchen wir uns einen Rastplatz. Bernd hat eine gute Nase dafür und wir landen in Strodehne, einem Wasserwanderrastplatz! Laut Schild sind wir hier herzlich willkommen!
Vorräte auspacken und los geht es. Quasi ein improvisiertes Picknick. Wir sind rundum zufrieden. Die Umgebung strahlt Ruhe aus - die Sonne verwöhnt uns - Entspannung pur!
Jetzt geht es Havelberg entgegen. Die Stimme des Steuermannes Bern erschallt - Ruder halt - auf der steuerbord Seite sehen wir den Dom von Havelberg. Havelberg, eine weitere Blümchenstation. Kurz darauf können wir bequem am Steg des Havelberger Wassersportvereines anlegen, die Boote an Land schleppen und unser Quartier beziehen. Ja - beziehen müssen wir auch erst mal unsere Bettdecken. Anke, Kristina, Wera und ich, wir teilen uns ein Zimmer. Ankes Liege ächzt und knarzt bei jeder Bewegung. Mein Bettbezug bedeckt etwa zwei Drittel der Decke. Aber sonst ist alles o.k. Beim Bau des "Bungalow" hat sich ein begeisteter Elektroingenieur verwirklicht, oder es waren zu viele Steckdosen übriggeblieben. An jeder Bettstatt Stromanschluß! Unser Gepäck haben wir irgendwie verstaut, so, dass jeder Mitbewohner ohne Salto vorwärts auf seine Liege gelangt. Gaby hat uns mit Duschmarken versorgt und lichtet das Vier-Mädelhaus zur Erinnerung abends auch noch ab.
Lustig, ich fühle mich um Jahrzehnte zurückversetzt - Teenageralter- nur
leider - niemand hat eine spannende Gute Nacht Geschichte parat und so lange
gegackert, wie das früher war, haben wir auch nicht. Vernunft breitet sich aus
über dem Bungalow in Havelberg! Aber vor der Nachtruhe haben wir ja noch einiges
unternommen…….
Wie schon erwähnt - hier gibt es wieder Blümchen zu bestaunen.
Zuerst treffen wir uns im Hotel mit gelbem Anstrich, gegenüber der Havelseite,
"Hotel am Hafen", zum "sundowner". Die meisten finden es auf Anhieb. Ab 17 Uhr
drängen unsere Gartenliebhaber wieder zur Blumenschau. Ab 17 Uhr deshalb, weil
wir gleich in Brandenburg-Havel, die erste Blumen Station, die billigere
Variante der Eintrittskarten wählten. Ein winziger Teil der Gruppe streunt durch
das kleine Städtchen. Uralte Gassen, mit hübschen Ausblicken auf die Havel. Der
Dom Sankt Marien, trägt einige Stil Epochen in sich vereint. Leider bleibt uns
ein Blick in sein Inneres verwehrt - Buga-Gelände!
Freitag, 25. September 2015, ein sonniger Finaltag bei 15 - 18 Grad Tagesziel: Hansestadt Havelberg - Havel Kilometer 145,5 - Havelberger Schleusenkanal - Elbe - Wittenberge - Elbe Kilometer 454 - Endstation.
Um 9:30 Uhr legen wir in Havelberg ab. Vorbei geht es an der Fontäne. Ein kurzes Stück rudern und wir befinden uns in der Havelberger Schleuse. Die spült uns hinaus auf die Elbe! Elbe Kilometer 422,8. Plötzlich ein verändertes Landschaftsbild. An den Ufern Buhnen zuhauf. Zu DDR Zeiten erheblich vernachlässigt, heute nach und nach wieder erneuert. Was uns aber schwer beeindruckt, sind die Massenstarts der Kiebitze (wir haben uns auf diese Vögel geeinigt - ein Paddelbericht im Internet aus dieser Gegend bestärkt die Kiebitz Annahme). Franz freut sich riesig, wenn er uns durch Klatschen dieses Ereignis vorführen kann. Aber es sind nicht nur diese Vögel Spezies - einige mehr erspüren schon den nahenden Herbst. Gefiederpflege, Reservespeckschicht anpassen, Formationsflugübungen - Kofferpacken - irgendwann geht es dann für uns Menschen als Betrachter, überraschend schnell mit den Vögeln ab in den Süden.
Lange erfreuen wir uns an diesem Naturschauspiel, doch dann müssen wir
weiter. Wiesen und Felder säumen die Elbe. Am Steg des Gnevsdorfer Vorfluter,
ein Wehr, ist Landdienstwechsel. Gerhard und ich versetzen die Autos nach
Wittenberge. Die beiden Boote legen wieder ab. Vermutlich unbemerkt gleiten sie
am Storchendorf Rühstedt vorbei. In einer großen links-rechts
Schleifenkombination trägt sie der Fluss bis nach Wittenberge. Wir lassen die
Navi für uns arbeiten und die ist beschäftigt uns einen Weg über Land nach
Wittenberge auszurechnen. Sie schickt uns via Bad Wilsnack, über abenteuerliche
Straßen zu unserer gesuchten Stelle, Sportboothafen. Dort können wir unsere
Ruderkameraden "auflesen". Die Dörfer durch die wir uns bewegen - leergefegt und
abweisend! Ich habe das Gefühl, dass sich hier seit der Wende nichts, aber auch
gar nichts verändert hat. Wittenberge, wir haben noch gemütlich Zeit, um uns im
Restaurant "Zum Fährmann" an Cappuccino und Eis zu laben, den Blick stets aufs
Wasser gerichtet. Wittenberge, so kann man im Internet erfahren, wurde 1903
weltbekannt, als der amerikanische Singer-Konzern in der Stadt eine
Produktionsstätte für Nähmaschinen eröffnete. Die DDR produzierte die
Nähmaschinen unter dem Namen "Veritas" weiter. Nach der Wende musste das Werk
1991 geschlossen werden. Soviel zum Thema: Reisen bildet!
Und nun kommt Bewegung
auf. Wir haben unsere beiden Boote gesichtet und eilen zur Anlegestelle.
Routinemäßig läuft alles Weitere ab. Heute, am letzten Tag, mit Komfortwäsche,
damit die Boote blitzeblank in Köln ins Regal geschoben werden können.
Nach getaner Arbeit finden wir uns ziemlich schnell beim "Fährmann" ein. Jetzt schmecken Bier und Co. besonders gut. Gaby kann durchatmen, ihre Organisation hat super geklappt - alles schön - alles fein. Herzlichen Dank dafür!!!
Den "sundowner" bestreitet diesmal Gerhard. Neuwasser! Der Begriff ist für mich neu! Aber man lernt ja nie aus. Auf unserer Fahrt nach Wittenberge entdeckt er einen Getränkemarkt. Viele Biersorten soll es hier geben - aber bestimmt kein Kölsch meint Gerhard - oder???? Natürlich, wir haben auch Kölsch - so kommt er zum Neuwassereinstandsgetränk.
In Windeseile geht es zurück nach Havelberg. Zum "letzten Abendmahl" setzten wir uns im "Fontana" zusammen. Ein kleiner Fußmarsch dorthin - raus aus dem Wassersportgelände - rechts - links die romantisch beleuchtete Fontäne bewundern - dann links über die Brücke - und schon sind wir da. Gemütlich sitzen wir an langer Tafel und genießen die Köstlichkeiten aus der Küche. Dann geht es ab in die Betten - die letzte Nacht!
Samstag, 26. September 2015, es ist neblig und morgens ganz schön frisch - Herbst! Tagesziel: nach Hause kommen Neblig beginnt der Tag. Ein letztes Frühstück, eine letzte Umarmung und unsere Wege trennen sich.
Schön war es mit euch ein Stück der Havel und Elbe zu erkunden. 180 Kilometer gemeinsames Rudern. Herzlichen Dank für diese harmonische Tour - für die Organisation und deren Verwirklichung. Für Gerhards großzügige Bereitstellung seines Privatfahrzeuges um den Landdienst bestreiten zu können, für Kristinas Navi-Aufzeichnungen und für die "Steuerberatung" von Franz. Bleibt gesund und ich hoffe auf ein andermal!
Maht et joot!