von Webmaster
Allerheiligentour
Autorin: Gaby Reger
Same procedure: wie eigentlich jedes Jahr - damit wir nicht aus der Übung kommen - trafen wir uns in Wetzlar zu 20 Frau und Mann an der "Bachweide". Gelockt durch sommerliche Versprechungen: in Köln 20 Grad, da sollte es an der Lahn doch bestimmt mindestens 15 werden.
Aber erst mal gab's Nebel und ziemlich trübe Suppe - den geübten Lahnruderer schreckt das nicht. Also in freudiger Erwartung inklusive kurzer Hosen eingesetzt bei schönem Wasserstand und die ersten Schleusen mit Bravour bewältigt. Mann, ist das warm an den Schleusentoren!
Umso schneller ist man wieder ausgekühlt und auch die Warmblütigsten unter uns zogen zumindest mal lange Ärmel an. Tatsächlich sahen wir genau zweimal an diesem Tag die Sonne als helle Scheibe hinter Hochnebel.
Dafür waren wir ganz schön fix, so dass unser Fahrtenleiter basisdemokratisch überstimmt wurde und wir am frühen Nachmittag noch den Weilburger Tunnel in Angiff nehmen konnten. Unsere Schleusenbeauftragte erinnerte sich an einen Fauxpas von vor einigen Jahren (ja, das ist eine Doppelschleuse, also muss unten auch zu sein...) und erledigte alles bestens. Frohen Mutes steuerten wir die Anlegestelle in Odersbach an, klärten untereinander die Vorfahrtsregeln und bewältigten die Anfahrt souverän. Mit viel Enthusiasmus wurden die Boote aus dem Wasser geholt.
Aber Halt: was ist das? Man merke auf: ein Boot an der Spitze im steilen Winkel angehoben, noch mit der halben Mannschaft inklusive Steuerfrau drin, hat mit einem persönlichen Ungleichgewicht zu kämpfen. Und HUCH! Das läuft ja von hinten voll! Die Steuerfrau glaubt prinzipiell nicht alles, was man ihr erzählt und siehe da: auch im Wasser sitzt es sich ganz famos. Dieses Missgeschick wurde natürlich mit der professionellen Herausnahmn der letzten Boote kompensiert, so dass im Durchschnitt immer noch die Note 2 zu vergeben war (1+1+5+1=8 geteilt durch 4 Boote).
In der Jugendherberge liefen dann die Heizungen auf Hochtouren, nass ist nass - egal ob Regen oder Lahnwasser, manch einer war vor lauter Wärme total erschöpft und entspannte erst mal selig. Zum Tagesabschluss gab es noch einen Ausflug in die örtliche Pizzeria (teils in Badelatschen, darauf für jeden Fuß einen Grappa, dann sind die auch wieder warm, die Füße) und so waren wir am nächsten Morgen wieder so halbwegs trocken.
Dieser Morgen begrüßte uns grau und feucht. Hatten wir jetzt etwa die Hälfte der versprochenen Temperaturen oben am Berg und unten am Fluss die andere Hälfte?
Aber der gemeine Lahn-Herbst-Ruderer kann sich eigentlich nichts Schöneres vorstellen als bei 7 Grad über eine nasse Wiese und nasse Rampe in ein nasses Boot zu klettern. Strömungstechnisch lief erst mal auch nicht viel und so ruderten wir mehr oder minder ausgelassen vor uns hin.
Ein kleiner Ornithologe unter uns prahlte mit seinem Wissen um hiesige Eisvögel (die sich natürlich alle verkleidet hatten), konnte uns aber nicht sehr beeindrucken. Und ganz plötzlich siehe da: Strömung und Stromschnellen. Aufregend! Also konnten wir doch mal eine längere Pause genießen.
Nur unserem Steuermann wurde es auf die Dauer zu langweilig, wollte sein arithmetisches Können demonstrieren und forderte uns zu ZWEI Schlägen voraus auf. Brav wie wir sind: eins, zwei ... eins, zwei... nach eins kommt zwei ... uno, due ... erstens, zweitens... Hallo? Wir ruderten anscheinend in einer anderen Dimension oder einem anderen Zahlensystem (zu welcher Basis auch immer). Gestoppt wurden wir letztendlich durch das neu geschaffene Kommando "RH". Zumindest dann als diese Kreation auch zu unserem Bugmann durchgedrungen war.
Und weil wir alle so folgsam waren, ließ sich dann auch dieser Planet namens "Sonne" blicken und der Neubau der Autobahnbrücke bei Limburg erstrahlte in hellem Licht. Dieser Anblick kündigte das nahe Ende der Fahrt an und Schwupps! war der Limburger Dom in Sicht. Angelegt, flugs verladen und auf nach Bad Honnef, damit die Kilometerhungrigen (oder die, die es noch nötig haben) an den kommenden Wochenenden noch ein bisschen schrubben können.
Also Alles in Allem: erfolgreiche Traditionsbewältigung auch mit nicht ganz so traditionellem Fahrtenleiter - es bleibt alles beim Alten. Und ja; es war die erste Lahntour für einen nicht näher genannten passionierten Ruderer ohne Regen...
Und Alex:
dies ist ein EISVOGEL
(Quelle: Andreas Trepte, www.photo-natur.de)
und das ist ein REIHER
(Quelle: Wikipedia, Marek Szczepanek)